Perspektiven in der Krise – Campingboom 2020

Zu sehen ist ein entspannte Sitaution aus einem Campingplatz mit Familien.

Geschrieben am 3.7.20 von Janet Acosta-Torres, Jakob Braun, Niklas Fürst, Carina Zaus

Auf Grund der aktuellen Covid-19 Situation ist die Urlaubsgestaltung für 2020 eher schwer. Viele, die ihren Urlaub eigentlich in Ländern wie Italien, Spanien oder auch außerhalb von Europa in schönen Hotels verbringen, überlegen sich nun auf einen Campingurlaub umzusteigen. Wir, vier Studenten der IUBH Nürnberg, haben uns gefragt, was die bessere Alternative zur Urlaubsgestaltung im Jahr 2020 gewesen ist. Dazu haben wir zwei Campingbetreiber interviewt, um die Situation am Campingplatz einzuschätzen. Die Antworten aus dem Interview stammen vom Campingplatz am Waldsee in Bayern vertreten durch Frau Monika Müller und vom Campingplatz am Alfsee in Niedersachsen vertreten durch Frau Julia Staarmann.  Diese Antworten haben wir mit unseren eigenen Erfahrungen aus der Hotellerie verglichen.

In den Letzten Tagen und Wochen häufen sich auf Grund der Covid-19 Pandemie die Nachrichten über den Camping-Boom in Deutschland. Wie trifft dieser Boom auf Ihren Campingplatz zu?

Monika Müller, Waldsee: „Wir hatten bis 30.05.20 geschlossen, konnten so das Geschäft von März bis Ende Mai nicht mitnehmen, was durchaus ein Schlag ist und enorme Einbußen bedeutet. Umso mehr freut es uns, dass wir wieder öffnen durften. Die Anfragen waren enorm, im Durchschnitt haben wir 100 Anfragen per Mail bekommen, telefonisch nicht mitgerechnet.“

Julia Staarmann, Alfsee: „Camping boomt bereits seit einigen Jahren in Deutschland. Aktuell ist natürlich nach den ganzen Kontaktsperren das Urlaubsbedürfnis der Menschen groß und dementsprechend ist die Nachfrage nach Camping momentan wieder enorm. Vor allem da viele Menschen in diesem Jahr voraussichtlich in Deutschland ihren Sommerurlaub verbringen werden. Die Nachfrage nach Camping ist natürlich, auch bei uns aktuell sehr groß. […] Wir merken momentan, dass zurzeit vor allem die Nachfrage in der Vorsaison stärker ist als üblich, da viele Gäste nun innerhalb Deutschlands bleiben.“

Zu sehen ist eine Nachtszene auf einem Campingplatz mit einem erleuchteten Wohnmobil.

Sehen Sie einen Unterschied im Altersdurchschnitt? Weichen viele junge Menschen von Urlaub in Europa auf Camping aus und wenn ja, denken Sie, dass dies auch in Zukunft so sein wird?

Monika Müller, Waldsee: „Nein, ein großer Altersunterschied war noch nicht zu merken […]. Es wird sich die nächsten Tage/Wochen zeigen, ob weiterhin auch junge Menschen kommen, oder ob die Nebensaison weiterhin eher von der mittleren bis ältere(n) Generation genutzt wird.“

Julia Staarmann, Alfsee: „Einen Altersunterschied haben wir bisher nicht festgestellt. Unser Gästeklientel ist relativ gemischt. In den Hauptreisezeiten haben wir vermehrt Familien und jüngere Leute bei uns zu Gast. Außerhalb der Hauptzeiten sieht man neben Familien mit Kleinkindern auch viele ältere Gäste. Viele Familien haben in diesem Jahr aber auch die noch schulfreie Zeit/Kurzarbeit genutzt, um vor der Hauptsaison Urlaub mit der Familie zu machen.“

Welche Marketingmaßnahmen ergreifen Sie, um auf ihren Campingplatz aufmerksam zu machen? Welche Trends sind zu erkennen, auch in Hinsicht auf die jüngere Zielgruppe?

Monika Müller, Waldsee: „Im Moment haben wir keine weiteren Maßnahmen getroffen, da die Gäste auch so zu uns kommen und Anfragen (stellen). Wir nutzen jedoch auch Google AdWords, was schon einiges begünstigt.“

Julia Staarmann, Alfsee: „Zurzeit machen wir aktiv nicht so viel Werbung, da die Nachfrage sehr gut ist. Ansonsten werben wir in verschiedenen Printmedien (Camping und Nicht-Camping) sowie Online. Außerdem sind wir auch in verschiedenen Portalen gelistet. […] Vor allem die jüngere Generation bucht verstärkt über Onlineportale. Daher kann man schon sagen, dass vermehrt Gäste nun online buchen. Im Campingbereich haben die Gäste bisher oft noch direkt gebucht.“

Zu sehen ist eine Campingsituation mit einem Zelt und einer Kochstelle. Eine winterlich gekleidete Frau wärmt sich die Hande an einer Tasse mit einem heißen Getränk.

Campen vermittelt ein Freiheitsgefühl. Was für Einschränkungen sind durch Covid-19 noch für Ihren Campingplatz gegeben? Welche Maßnahmen ergreifen Sie, damit trotz der Einschränkungen das Freiheitsgefühl weiter bestehen bleibt?

Monika Müller, Waldsee: „Es bestehen weiterhin die Vorschriften, dass jeder seine eigene Sanitäranlage dabeihaben muss. Die Sanitärgebäude dürfen zwar genutzt werden, die Abstandsregeln sowie die Maskenpflicht gelten aber auf dem ganzen Campingplatz in den Gemeinschaftsräumen. An der frischen Luft darf sich ganz normal ohne Maske aufgehalten werden. Zelte und Gruppen nehmen wir im Moment noch nicht auf. Da hier die Vorgaben eher schwieriger einzuhalten sind.“

Julia Staarmann, Alfsee: „Unsere Plätze sind alle 100m² und größer. Die Abstandsregelungen können also am Platz sehr gut eingehalten werden. Gleichzeitig verfügt ein Großteil unserer Plätze über einen direkten Wasser- und Abwasseranschluss am Platz. Ein autarker Aufenthalt der Gäste ist demnach auch möglich. In allen öffentlichen Bereichen […] ist ein Mund-Nasen-Schutz zu tragen. Desinfektionsmittel ist überall vorhanden. Die Reinigungsintervalle wurden von uns entsprechend angepasst. Einschränkungen gibt es zurzeit noch bei einigen Freizeitaktivitäten in der Umgebung.“

Einschränkungen aufgrund der Corona-Situation sind für die Hotellerie und dem Campingbetrieb gegeben. Doch für wen sind diese drastischer?

In Hotelbetrieben müssen genauso die Abstände und die Maskenpflicht eingehalten werden. Desinfektionsmittel sind auch überall vorhanden und Reinigungen werden öfter durchgeführt. Doch die Regeln sind in der Praxis für Campingplätze leichter umsetzbar und die Einschränkungen sind sicherlich nicht so drastisch. Einschränkungen gibt es zurzeit noch bei einigen Freizeitaktivitäten in der Umgebung.

Aus all diesen Interviews ist für uns eines klar geworden: Urlaub im Jahr 2020 hat vor allem, so sieht es im Herbst 2020 aus, auf einem Campingplatz stattgefunden. Natürlich gibt es auch dort noch Regelungen und besondere Verhaltensregeln, jedoch bleibt ein gewisses Gefühl von Freiheit weiter bestehen. Im Hotel hingegen sind die Regeln sehr strikt und auf gravierende Lockerungen muss man zum aktuellen Zeitpunkt leider noch warten.

Deswegen unser Fazit: Raus aus der Komfortzone und rein in den Campingalltag!

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