Geschrieben am 30.8.20 von Maximilian Hänig
Die Abfederung der Folgen der ökonomischen Krise zur Bekämpfung von Covid-19 stellt vor allem den Tourismus vor eine massive Herausforderung. Gleichzeitig sind schon weit vor der aktuellen Krise zahlreiche Destinationen aus dem relevanten Kundenfokus geraten, da sie thematisch nicht nachhaltig aufgestellt waren oder Entwicklungen verschlafen haben. Vor allem thematische Eindimensionalität innerhalb der Kundenansprache, die möglicherweise sogar nur auf ein Event ausgerichtet ist, eröffnet Spielräume, die Krise auch als Chance zu begreifen.
Wittenberg: Die Ausgangslage
Die Lutherstadt Wittenberg hat seit dem Besucheransturm zum Reformationsjubiläum 2017 mit einem Rückgang der Besucher- und Übernachtungszahlen zu kämpfen. Die Coronakrise verstärkt und beschleunigt diese Entwicklung drastisch.
Für die Lutherstadt Wittenberg lassen sich derzeit 3 Handlungsfelder identifizieren:
- Saisonalität: Die relevante touristische Nachfrage beschränkt sich auf die Monate Juli und August.
- Thematische Eindimensionalität: Das touristische Angebot ist stark zugeschnitten auf die historische Person Martin Luthers.
- Covid-19: Übernachtungsgäste bleiben aus.
Das aktuelle Meinungsbild
Das aktuelle Tourismusbarometer der Ostdeutschen Sparkassenvereinigung bietet derzeit wenig Raum für Optimismus. So sind die Nachfragen nach Gruppenunterkünften auf 0 % gesunken und auch Restaurants haben mit einem Nachfragerückgang auf 15 % zu kämpfen. Das Interesse nach Tagesausflügen ist hingegen gestiegen (62%), aber dennoch wenig lukrativ. Auf Nachfrageseite wird hingegen der Wunsch nach Naturerlebnissen (75% der Befragten), das Interesse an Regionalität und lokalem Bezug (63%) sowie die Bedeutung von Nachhaltigkeit beim Reisen (28%) steigen.
Der Weg aus der Krise
Diese Entwicklung bietet wertvolles Potential, um die Destination Lutherstadt Wittenberg mit starken Produkten aus der Krise zu führen. Zur Gewinnung neuer Zielgruppen und Übernachtungsgäste für die Region, müssen starke Produkte her. Um sich auf dem in diesem Jahr stark konkurrierenden Binnenmarkt von der Konkurrenz abzusetzen, sollten diese so innovativ wie möglich sein. Die geplante Neuausrichtung des thematischen Profils, die Destination als „Stadt an der Elbe“ zu etablieren, ist ohnehin schon länger geplant (vgl. ISEK 2030). Anknüpfend an den Erkenntnissen des Tourismusbarometers, bietet ein Green-Travel-Package die Möglichkeit, die Krise als Chance zu nutzen und eine bestehende Angebotslücke im Bereich der Nachhaltigkeit zu schließen.
Inhalte des Green-Travel-Packages
Folgende Bestandteile sollten in den Green-Travel-Package integriert sein:
- An- und Abreise mit dem ÖPNV (Kooperationspartner Flixtrain)
- 3 Übernachtungen in einer Unterkunft, die dem Prinzip der Nachhaltigkeit folgt
- 3 Tage-Welterbe-Card (> 100 Leistungen in der Region Anhalt, Dessau und Wittenberg)
- Leihfahrräder
- 3 Abendessen, die in Restaurants mit regionaler Küche angeboten werden
Die Chancen der Krise nutzen
Die Einführung eines Green-Travel-Packages bietet Lutherstadt Wittenberg und Destinationen insgesamt wesentliche Chancen:
- Restriktionen im Tourismussektor zur Bekämpfung des Sars-CoV-2 als Transformationszeit nutzbar
- Flexibilität (während & post Corona anwendbar)
- hohes Erweiterungspotential
- Nachhaltigkeit als Megatrend
- Ein Konzept, das stimmig zur Stadtentwicklung passt
- Ansprache neuer Zielgruppen
- Schließen einer bestehenden Angebotslücke
Die Tourist-Information der Lutherstadt Wittenberg hat mit diesem Package die Chance zum Vorreiter im Sinne einer nachhaltigen Destination zu werden. Das Green-Travel-Package bietet der Destination einen klaren USP und ein zusätzliches Differenzierungsmerkmal im wettbewerbsintensiven Heimatmarkt. Mit einer gezielten Vermarktung dieses innovativen Produktkonzepts wird die Marktpositionierung von Lutherstadt Wittenberg so klar gestärkt.
Dabei drücke ich meiner Heimatstadt beide Daumen! =)